Seit über 450 Jahren im Dienste der Gesundheit
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Als ehemalige Universitätsapotheke steht die Obere Apotheke am Schliffelmarkt seit über 450 Jahren im Dienste der Gesundheit. Mit langjähriger Erfahrung unterstützen und betreuen wir Sie ganz individuell, abgestimmt auf Ihre persönlichen Bedürfnisse und Wünsche. Unser Wissen rund um alle Gesundheitsthemen wird durch regelmäßige Fortbildung ständig auf dem neuesten Stand gehalten und garantiert Ihnen durch umfassendes Knowhow bestmögliche Beratung in den Bereichen Allgemeinpharmazie, Homöopathie und Naturheilverfahren, Palliativpharmazie, sowie in allen Fragen der Kosmetik. Vertrauen Sie auf die Qualität Ihrer Traditionsapotheke.
Die Obere Apotheke am Schliffelmarkt, kurfürstliche Universitätsapotheke über die Jahrhunderte
Die Herzöge und Kurfürsten
Das 14. und 15. Jahrhundert war in Ingolstadt stark von zwei Persönlichkeiten geprägt: Ludwig der Gebartete (1365-1447), Herzog des Herzogtums Bayern Ingolstadt, mit dem die Ingolstädter Herzoglinie ausstarb und Heinrich der Reiche, Herzog des Herzogtums Bayern Landshut. Von entscheidender Prägung der Stadt für mehr als 300 Jahre war die Gründung der bayerischen Landesuniversität im Jahr 1472.
Ludwig der Gebartete, Sohn des Herzogs Stefan III. (der "Kneißl") und Thaddäa Visconti aus Mailand, hatte eine Schwester, Isabella. 1385 heiratet sie, "Isabeau de Baviere" König Karl den VI. von Frankreich.
linke Seite: links Herzog Johann II. von Bayern (reg. 1375-1397), rechts Herzog Ludwig VII., der Gebartete von Bayern-Ingolstadt (reg. 1413-1443)
in: Abbildungen bayrischer Regenten von Bavarus bis Sigmund. Desgleichen welfischer Fürsten, 16. Jahrhundert. (Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 2822, 39)
rechte Seite: links Herzog Albrecht III. von Bayern-München (reg. 1438-1460), rechts Herzog Ludwig VIII. "der Bucklige" von Bayern-Ingolstadt (reg. 1443-1445)
in: Abbildungen bayrischer Regenten von Bavarus bis Sigmund. Desgleichen welfischer Fürsten, 16. Jahrhundert. (Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 2822, 41)
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Isabeau de Baviere (The Book of the Queen - various works by Christine de Pizan, BL Harley 4431), ca. 1410 -1414
Durch die Geisteskrankheit seines Schwagers König Karl V. von Frankreich hatte Ludwig VII. großen Einfluß am französichen Hof. Er war Mitglied des französischen Kronrates. Manche Historiker vertreten die Meinung, er hätte nahezu die Regentschaft inne gehabt. Seine reichen Besitztümer in Frankreich und nicht zuletzt seine Heirat mit Anna von Bourbon nutzte er, um Ingolstadt zu einer prunkvollen Residenzstadt auszubauen.
Neues Schloss Ingolstadt (Urheber franconia, Wikipedia)
Münster Ingolstadt (Urheber Brian Clontarf, Wikipedia)
Der Bau des "Neuen Schlosses" sowie der Beginn der Errichtung des "Münsters" als Herrschaftskirche fallen in seine Regentschaftszeit. Das Herzogtum umfasste dabei nicht nur die Gebiete um Ingolstadt, sondern einige Gebiete bis hinein ins Inntal (mit Kufstein und Kitzbühl) und Gebiete im Norden und Osten der Stadt.
Ludwig VII. war nicht nur weltmännisch und staatspolitisch geschickt, er war streitsüchtig und abenteuerlustig. Als er seinen Sohn, Ludwig VIII. (der Bucklige), geb. 1403 in Paris, von der Erbfolge ausschließen wollte, nahm der kurzerhand den Vater gefangen. Dann allerdings verstarb Ludwig VIII. kinderlos 1445 und sein Vater geriet in die Hände des Herzogs Heinrich von Bayern Landshut und verstarb 1447 in Gefangenschaft in Burghausen. Der Streit zwischen den Vettern, der schon zu einem Überfall auf Ludwig und einem gescheiterten Mordanschlag 1415 in Konstanz geführt hatte, war damit zu Ende. Ludwig der Gebartete, "der Königin von Frankreich Bruder" wurde in Raitenhaslach begraben, nicht wie von ihm gewünscht in der Grablege im Münster in Ingolstadt. Das Herzogtum Ingolstadt fiel zunächst an Landshut, später an Herzog Albrecht VII von München.
Durch die goldene Bulle von 1356 wurden die Wittelsbacher Kurfürsten, jedoch nur die Pfälzer Linie.
Seit 1597 war Maximilian I. Herzog von Bayern. Er erhielt 1623 als Dank für den Sieg in der Schlacht am weissen Berg die persönliche Kurfürstenwürde. Unter dem Bayerischen Feldherren Tilly hatte die "Katholische Liga" die Protestanten besiegt. Die Kurfürstenlinie führte bis zu Maximilian IV. Josef, der ab 1805 als erster König "Maximilian I. von Bayern" herrschte.
Der Handel
Der Handel z.B. mit Salz aus dem Süden oder Wein aus dem Osten machten Ingolstadt zu einem wichtigen Umschlagsplatz und für die Stadt und die Zölle zu einer erheblichen Einnahmequelle. Zahlreiche Straßennamen weisen auf die Märkte hin: z.B. "Holzmarkt" und auch der "Schliffelmarkt", an dem sich die Obere Apotheke bis heute befindet.
Die erste Stadtmauer, eine quadratische Umfriedung, wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet. Im Zentrum kreuzten sich die Straßen am Schliffelmarkt und teilten die Stadt in vier Viertel.
Bei Apotheken-Umbauarbeiten im 20. Jahrhundert wurde im Keller der Apotheke ein Gang entdeckt, der unter der Theresienstraße Richtung Norden unterirdisch verlief. Auch 2017 bei der jüngsten Umbaumaßnahme stieß man auf Fragmente des Ganges. Nach Vermutungen führte der Gang bis unter der alten Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert hindurch in die Gärten des Franziskanerklosters, das sich nördlich, ausserhalb der alten Stadtmauer befand. Im Keller der Apotheke wurden wohl schon damals Arzneien hergestellt, vermutlich nur für die Klosterbrüder.
Die bayerische Universität
Herzog Ludwig IX. der Reiche, Sohn Herzog Heinrichs XIV., des Reichen von Landshut, hatte sich an Papst Pius II gewandt, um eine bayerische Landesuniversität zu gründen. Am 26. Juni 1472 wurde die erste Universität Bayerns mit päpstlichem Privileg gegründet.
Ausschnitt des Stifterblatts im Matrikelbuch der Ludwig-Maximilians-Universität von 1472. Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut (1450-1479) links, wird als Stifter der Universität Ingolstadt gezeigt. Rechts im Bild der erste Rektor Christoph Mendel von Steinfels (gest. 1508), beide zu Füßen einer frei empfundenen Nachbildung der sog. Ingolstädter Gnad. (Universitätsarchiv München, DV2) - weitere Informationen
Das Privileg zur Gründung der Universität Ingolstadt 1459. (aus: Götz Freiherr von Pölnitz, Denkmale und Dokumente. Zur Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität. Ingolstadt-Landshut-München, München 1942, Tafel II) - weitere Informationen
Die "Hohe Schule" einst als Pfründnerhaus und Stiftung von Ludwig VII. errichtet, wurde der Universität zur Verfügung gestellt. Ebenso Teile der Besitzungen des Franziskanerklosters. Über 300 Jahre war die Universität kultureller und akademischer Mittelpunkt Bayerns. Fürsten und Kaiser wurden hier unterrichtet, Forscher wie Apian, Johannes Eck, Johann Agicola, Leonhard Fuchs, Johannes Reuchlin, Christoph Scheiner und viele mehr wirkten und lehrten hier.
Bei aller Modernität blieb die Universität jedoch immer stark zur katholischen Religion und dem Humanismus ausgerichtet. Kirche und Diözese waren naturgemäß materielle Grundsäulen der Universität. Mit Johannes Eck, dem großen Gegenspieler Martin Luthers, hatte die Universität 1543 einen großen theologischen Professor verloren.
Die Pest wütete auch in Bayern und es wurde zunehmend schwieriger, den Lehrbetrieb aufrecht zu erhalten. Herzog Wilhelm lV. hatte den Jesuiten ein Kolleg versprochen, das aber erst unter Albrecht V. 1555-1576 in unmittelbarer Nachbarschaft des Münsters fertiggestellt wurde. Der Einfluß der Jesuiten auf die Universität Ingolstadt war prägend. Petrus Canisius und später Gregor von Valencia prägten durch ihre Lehrtätigkeit den Anspruch Ingolstadts als führende theologische Fakultät.
Im frühen 18. Jahrhundert begannen die Jesuiten ihre Missionstätigkeit, vor allem in China. Durch ihre Missionarstätigkeiten hatten die Jesuiten eine große Sammlung naturkundlicher Objekte, Bücher, Forschungsgegenstände und Bilder zusammengetragen. Diese Sammlung wurde im neu errichteten Orbansaal 1725 ausgestellt. Die Bürgerkongregation "Maria de Victoria" wurde von den Jesuiten ins Leben gerufen und der Bet- und Versammlungsraum der Gebrüder Asam "Maria de Victoria", beendet 1736, zählt zu den herausragenden Baudenkmälern Ingolstadts.
Kurfürst Max Emanuel hatte seit Jahren den Plan, ein wissenschaftliches Institut für seine kurfürstliche Universität zu errichten. 1723-1735 wurde mit einiger Verzögerung die "Alte Anatomie" mit botanischem Garten gebaut.
Durch die Berufung von Johann Adam, Freiherr von Ickstadt, als Professor und Direktor der Universität von 1746-1765 begann eine Umstrukturierung der Universität. Die Aufhebung des Jesuitenordens in Bayern 1773 schließlich signalisierte den Beginn der Aufklärung. Die überlieferte Hochschullehre diente nur dem Studium überlieferter Inhalte und Schriften. Sie sah vor allem die Beachtung der dort festgelegten Regeln vor. Dem stand der aufkommende neue Geist der Aufklärung gegenüber. Experimente in Chemie und Physik wurden in den neuen Räumen unternommen, anatomische Untersuchungen und chirurgische Unterweisungen fanden statt. Oft kam es jedoch auch nach dem Rückzug der Jesuiten zu heftigen Auseinandersetzungen der Professoren und Studenten um die Ausrichtung der Lehre. Ebenfalls Ende des 18. Jahrhunderts fand die Gründung des Illuminaten Ordens durch Adam Weishaupt 1776 statt.
Auf der Weltbühne fanden indes einige prägende Ereignisse statt und lösten bei Herrschern und Bevölkerung unterschiedlichste Reaktionen aus. 1789 beendete die französische Revolution die Feudalherrschaft des Adels, in Amerika startete der Unabhängigkeitskrieg, Preußen und Österreich kämpften um Einfluß in Europa.
Als Napoleon mit den französischen Truppen näher rückte, verließ Kurfürst Maximilian IV. Joseph München und ordnete die Umsiedlung der Universität nach Landshut an. Zunächst an der Seite der Österreicher, unterlag das bayerische Heer den napoleonischen Truppen. Ingolstadt wurde eingenommen und die Befestigungsanlagen geschleift. Das Jahr 1800 war eines der düstersten der Ingolstädter Stadtgeschichte. Derart verwüstet standen die Chancen für eine Rückkehr der Universität sehr gering und so verblieb diese für 26 Jahre in Landshut. 1826 holte König Maximilian I. sie nach München, wo sie bis heute als Ludwigs-Maximilians-Universität besteht.
Die kurfürstliche Universitäts-Apotheke
1557 wird von der Universität der Antrag beim Herzog gestellt, eine "Akademische" oder "Universitätsapotheke" zu errichten.
Im Antrag heißt es sinngemäß: "wird Klage geführt, daß es zu Ingolstadt keine gute Apotheke gibt, wie wohl die Universität schon öfters diesen Mangel angezeigt und sich auch beim Fürsten beschwert hätte. Ein jeder, sei er von geringerem Verstand, möge leichthin ermessen und annehmen, was die armen Leute Schaden nehmen, wenn ein unfleißiger und unfähiger Apotheker in einer Stadt gehalten wird. Dieweil solches nicht allein der Ärzten sondern allen Menschen desselben Ortes und der umliegenden Flecken, in höchstem Maß nachteilig ist. In Ansehung des gemeinen Nutzens könne das Wirken des unfleißigen und unfähigen Apothekers nicht mehr länger verantwortet werden. Die Universität verlangt aber nicht, daß dieser Apotheker durch die Stadt ausgetrieben wird, sie ist zufrieden, wenn der Fürst zuläßt, daß eine eigene Universitätsapotheke betrieben werde, auf deren betrieb die Universität gebührenden Einfluß zu nehmen vermag und imstande ist, einen Apotheker, der sich als untauglich erweist, zu beurlauben d.h. zu entlassen. Die Universität bringt als geeignete Persönlichkeit einen gewissen Georgius Gewmair in Vorschlag, der in der Zubereitung der Arzneien sehr wohl bewandert und auch vermöglich genugsam ist einzurichten und zu betreiben". (Zitiert nach Obermeier, 1959, S. 5)
Die schon bestehende (untere) Stadtapotheke und ihr Apotheker wehrten sich gegen die Neugründung. Dennoch wurde schon Dezember 1557 die Universitätsapotheke am Schliffelmarkt errichtet. Georg Hewmair aus Nürnberg wurde dort der erste Apotheker. Als Mitglied der Universität unterstand er der Aufsicht der medizinischen Fakultät. Die Studenten wurden neben den theoretischen Vorlesungen auch in der Universitätsapotheke an die Herstellung und Lagerung der Arzneimittel herangeführt. Der Arzneischatz des 16.Jahrhunderts enthielt über 50 % Arzneien pflanzlicher Herkunft. In botanischen Exkursionen wurde das Wissen praktisch umgesetzt. Verfälschungen zu erkennen und praktische Kenntnisse über die Zubereitung der Arzneien in der Apotheke zu erlangen war ein ziemlich moderner Ansatz für eine universitäre Ausbildung. Diese Praktika stellen den ersten Ansatz für das heutige Studiengebiet "Pharmazeutische Technologie" dar.